Nach fast zwei Jahren Renovierungsarbeiten nimmt Brüssels berühmte Straßenbahnlinie 44 am Samstag, dem 21. Juni, wieder den vollen Betrieb zwischen Montgomery und dem Bahnhof Tervuren auf. Pendler und Touristen freuen sich über die Rückkehr, doch viele fragen sich, ob die Strecke damit wirklich im 21. Jahrhundert angekommen ist.
Das Millionenprojekt, durchgeführt vom öffentlichen Verkehrsbetreiber MIVB/STIB, betraf einen 7 Kilometer langen Abschnitt zwischen dem Brüsseler Straßenbahnmuseum und Tervuren. Dabei wurden 28 Kilometer Schienen ausgetauscht, 22.000 Betonschwellen verlegt und die Oberleitungen komplett erneuert. Drei Haltestellen — Drie Kleuren, Oudergem-Woud und Ravenstein — bleiben bis Ende August weiterhin im Umbau.
Die Fahrzeugflotte bleibt trotz der modernisierten Infrastruktur unverändert. Fahrgäste nutzen weiterhin die PCC-Straßenbahnen aus den 1960er Jahren. Diese nostalgischen Wagen haben zwar ihren Charme, werden aber vielfach wegen mangelndem Komfort und fehlender Barrierefreiheit kritisiert.
Die MIVB/STIB räumt die Einschränkungen des veralteten Fuhrparks ein und kündigte 2022 einen schrittweisen Wechsel auf Niederflurstraßenbahnen an. Die Linie 44 wurde dabei jedoch nicht priorisiert, und es gibt keinen konkreten Zeitplan für den Einsatz moderner Fahrzeuge auf der historischen Strecke.
Zur Feier der Wiedereröffnung veranstaltet das Unternehmen am Samstag von 13 bis 19 Uhr ein Sonderprogramm. Dabei können Fahrgäste neben dem regulären Betrieb auch restaurierte historische Straßenbahnen aus dem Brüsseler Straßenbahnmuseum nutzen.
Die Strecke der Linie 44 gilt als eine der landschaftlich reizvollsten der Region und führt durch den grünen Sonienwald und entlang der stattlichen Tervurenlaan. Die Sanierung wird zudem als Vorteil für den intermodalen Verkehr gewertet, da der neue Hoppinpunkt am Bahnhof Tervuren Fahrrad- und Autoparkplätze bietet.
Auch wenn die Gleis- und Haltestellenmodernisierung als Schritt in Richtung nachhaltigerer Mobilität gilt, bleibt der Einsatz veralteter Fahrzeuge ein Streitpunkt. Längere PCC-Wagen sollen im Sommer dazukommen, aber ohne verbindliche Zusage für moderne Ersatzfahrzeuge bleibt die Fahrt vorerst holprig — mit Ausblick.
Autor: Dafydd ab Iago. © Artikel und Foto (Straßenbahnarbeiten) lizenziert © 2024 für Tervuren+ unter der Creative Commons Attribution-ShareAlike 4.0 International-Lizenz. Foto MIVB: restaurierte Haltestelle.